„Progressive Provinz“ und „glokal leben“ – zwei Schlagwörter für einen Trend: die neue Flucht aufs Land. Nicht zu verwechseln mit dem alten Pendler-Modell. Das Dorf ist nicht der zufällige Standort eines günstigen Baugrundstücks in halbwegs erträglicher Entfernung zur Metropole. Das Dorf ist der Lebensmittelpunkt: nachhaltiges und digital-vernetztes Arbeiten und ein Leben mit beiden Beinen in der Natur – statt stundenlanger Pendelfahrten.

„Mehr als 40 Prozent der Deutschen leben in Orten mit weniger als 20.000 Einwohnern, etwa 14 Prozent sogar in Kommunen mit weniger als 5.000 Einwohnern“, sagt Alexander Khayat, Geschäftsführer der PATRONO Projektgesellschaft mbH, einem Projektentwickler mit Fokus auf nachhaltiger und zukunftsorientierter Planung und Gestaltung von Lebensräumen.

Abseits medialer Aufmerksamkeit entwickeln sich ländliche Räume weiter.

Covid-19 als Trendbeschleuniger

„Abseits medialer Aufmerksamkeit“, so Khayat weiter, „entwickeln sich ländliche Räume weiter, setzen Trends, bilden eigene kreative Mini-Hubs und lokale Netzwerke aus. So werden sie zu Orten progressiver neuer Sozialstrukturen.“ Covid-19 gilt in der Branche dabei als absoluter Trendbeschleuniger. In noch nie dagewesener Geschwindigkeit und Anzahl wurden Arbeitsplätze aus den Büros der Großstädte an den Lebensmittelpunkt der Angestellten irgendwo da draußen verlegt.

Der italienische Architekt Andrea Branzi hat den durch die digitalisierte Kommunikation umgestalteten ländlichen Raum „Agronica“ getauft. Dahinter steckt auch, dass die Verschmelzung von digitaler Technologie und Smart-Farming nicht nur neue und innovative Arbeitsplätze geschaffen hat, sondern dabei hilft, bestehende Ökosysteme zu bewahren und nachhaltige Landwirtschaft zu betreiben.

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Innovative Energiekonzepte schaffen neue Arbeitsplätze

Weitere Arbeitsplätze werden durch die Forschung innovativer Energiekonzepte geschaffen, in denen Kommunen und Kooperationen mit neuen Energiemodellen sowie digitalen Tools experimentieren, um auch die Energieversorgung nachhaltiger zu gestalten. Lokal, aber auch global, deswegen „glokal“.

Technik ist wichtig, ersetzt aber nicht die sozialen Kontakte, die ein klassischer Arbeitsplatz automatisch mitliefert. So entstehen in der progressiven Provinz neuartige Raumkonzepte, in denen Co-Working-Spaces, Cafés und Kulturzentren vereint werden. Auch Yoga-Kurse gibt’s nicht mehr nur in den Metropolen.

Ferienwohnungen mit Co-Working-Potenzial am Tegernsee

Der uniformierte Gewerbepark, der vor vielen Jahren als Bindeglied zur urbanen Welt erfunden wurde, weicht der Neuerfindung desländlichen Raums mit seiner naturnahen Lebensqualität, u. a. mit Bio-Landbau und Gourmet-Bauernhof. Zusammen kann das dem Leben auf dem Land eine ganz neue Vitalität geben.

PATRONO entwickelt aktuell in Bad Wiessee am Tegernsee ein Projekt mit Ferienwohnungen inkl. Gastronomie mit Co-Working-Potenzial. Ein weiteres Projekt in der Region zwischen Holzkirchen und Tegernsee (vier Reihenhäuser, ein Mehrfamilienhaus) soll Familien und jungen Paaren die Möglichkeit geben, der Natur näher zu kommen. Geplant ist die Realisierung in Holz-hybrid-Bauweise, die Prüfung läuft.

‍Landflucht ist kein Weglaufen, sondern ein Ankommen

Bei aller Begeisterung für die progressive Provinz, es gibt auch Herausforderungen. Fehlender Glasfaserausbau, lückenhafte medizinische Versorgung und nicht zuletzt längere Anfahrtswege zu höheren Schulen. Das Auto ist beim Leben auf dem Land nur schwer durch öffentliche Verkehrsmittel zu ersetzen. Selbst die E-Mobilität kommt nur schleppend voran.

„Das sind die Herausforderungen der nahen Zukunft“, sagt PATRONO-Geschäftsführer Alexander Khayat. „Für ihn ist die neue Landflucht kein Weglaufen, sondern ein Ankommen. Landlust-Folklore ist dabei nur ein städtisches Klischee. Tatsächlich entwickeln kleinere Orte ein neues eigenes Selbstbewusstsein und bieten eine dynamische soziale Nähe, die im Kleinen einfacher funktioniert als in der Großstadt.“

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